Weinbrief Nr. 31

Ein erfreuliches Weinjahr 2021 / Weinklub in Geschenklaune / Biologischer Weinbau auf der Venta d’Aubert / Weinreisen in die Matarraña und an den Bielersee / Weinklub-Jubiläum / Weinquiz-Gewinner / November-Wine&Dine / Reisebericht aus der Matarraña

Liebe Freundinnen und Freunde der Venta d’Aubert

Als ich vor rund zwei Jahren angefragt wurde, ob ich als Redaktor des Weinbriefs im Leitungsteam des Weinklubs der Freunde der Venta d’ Aubert mitmachen würde, war meine erste Frage: Ist diese Bodega, von der ich noch nie etwas gehört hatte, ein Biobetrieb? Für mich war das eine Voraussetzung, um mich dafür zu engagieren. Bio müsste in Anbetracht der immer stärker verarmenden Biodiversität sowohl in der Landwirtschaft wie im Weinbau längst Standard sein. Dies nicht nur um der Natur, sondern auch uns selber Gutes zu tun. Im Einklang mit der Natur erzeugte Produkte haben letztlich eine ganz andere Qualität und Aura. Ich freue mich, dass da die Weine der Venta d’Aubert dazugehören und wir mit Stefan Dorst einen Önologen haben, der das auch so sieht. Jetzt, wo die Festtage vor der Türe stehen, lohnt es sich, einen kleinen Vorrat unserer feinen Tropfen anzulegen. Es lohnt sich sogar doppelt: Pro zwei Kartons legen wir zwei Flaschen als Weihnachtsgeschenk obendrauf.

Viele Lesespass und schon jetzt frohe Festtage und einen guten Rutsch ins 2022.

Hans Wüst, Redaktor

Der Weinklub in Geschenklaune

Weihnachten steht vor der Tür – Grund genug etwas Geschenklaune zu verbreiten. Ab sofort bis zum 31. Dezember 2021 gilt: Beim Kauf von 2 Kartons Wein gibt es als Geschenk zusätzlich 2 Flaschen Tinto oder Blanco oder gemischt. 3 Magnums gelten als 1 Karton und berechtigen ebenfalls zum Bezug von zwei 0.75-Liter-Gratis-Flaschen. Beim Kauf von 4 oder 6 Kartons oder der entsprechenden Menge in Magnums erhöht sich die Zahl der Freiflaschen auf 4 oder 6. Bei 3 Kartons bleibt es bei 2 geschenkten Flaschen. Unser Angebot umfasst zurzeit:
Mattaraña Tinto 2014; 0,75 (kleine Restmenge)
Mattaraña Tinto 2015; 0,75
Mattaraña Tinto 2015; 1,50

Mattaraña Blanco 2020; 0,75

Olivenöl Empeltre Valderrobres; 0,50 (kleine Restmenge)
Olivenöl Mas de Flandi; 0,50

Unser Weinlager bei Filmolux Suisse AG, Oberhofstrasse 2, Emmenbrücke, ist am Dienstag und Donnerstag jeweils von 13.30 bis 17 Uhr sowie an den Samstagen vom 4. und 18. Dezember 2021, von 10 bis 12 Uhr geöffnet.

Ein erfreuliches Weinjahr 2021

Die Venta d’Aubert eingebettet in einer vielfältigen Landschaft.

«Endlich wieder einmal ein normales Weinjahr!» Das mein Fazit im August-Weinbrief zum Jahrgang 2021. Nach etlichen Kapriolen in den Vorjahren – Spätfrost im Frühling im 2017, Trockenheit und Weinbergsbrand im Sommer 2019, Regen und Pilzkrankheiten im Frühjahr 2020 – freuen wir uns sehr über die Bedingungen im Jahr 2021. Ausreichende Winter- und Frühjahrsniederschläge füllten die Wasserspeicher im Boden, angenehme Frühlingstemperaturen und moderate Sommerwärme führten zu harmonischem Wachstum und einer langen Vegetationszeit. Bei trockenem Herbstwetter reiften die Trauben gut aus und machte die Lese zu einem wahren Vergnügen.

Endlich wieder mehr Ertrag

Nach Jahren mit Hektarerträgen von 20hl/ha erreichten wir dieses Jahr für uns erfreuliche 30hl/ha, also knapp 55’000 Liter Most von 18 ha Rebfläche. Die Qualität ist sehr gut, wir konnten unsere Weissweine mit 12,5-13,5 % vol. Alkoholgehalt und unsere Rotweine mit 13,5-14,0 % vol. einbringen, schöne gehaltvolle Weine mit viel Charme und Eleganz. Die Weine sind derzeit mit dem biologischen Säureabbau, der sogenannten zweiten Gärung beschäftigt, bei der die aggressivere Apfelsäure in weichere Milchsäure umgewandelt wird. Dieser Vorgang kann je nach Temperatur bis zu 3-4 Monate andauern. Aber wir geben unseren Weinen alle Zeit, die sie brauchen. Ein Baustein unserer Philosophie der konservativen Weinbereitung, wie wir sie nun schon über 20 Jahre praktizieren und dadurch sehr langlebige Weine ausbauen. Derzeit bereiten wir im Keller die Abfüllung der 2016er-Rotweine vor, nachdem sie vier Jahre in Barriquefässern gereift sind.

Neupflanzungen

Bereits letztes Jahr haben wir einen 1 ha grossen Syrah-Weinberg neu angelegt, eine regionale Sorte, die auch zukünftig eine wichtige Rolle in unserem Portfolio spielen soll. Dieses Jahr kam eine knappe Hektare Viognier hinzu, ein Weinberg, der 2017 gerodet und jetzt wieder neu bepflanzt wurde.

Stefan Dorst im November 2021

«Nur in einem gesunden Umfeld entstehen gute Weine»

Venta-Önologe Stefan Dorst: «Seit der Umstellung auf Biobewirtschaftung sind unsere Weine saftiger und gehaltvoller.»

Die von rund 100 Klubmitgliedern besuchten Wine&Dine-Abende im November 2021 standen im Zeichen des biologischen Weinbaus. Viele wissen wohl gar nicht, dass die Venta-Weine bio sind. Ein Gespräch mit unserem Önologen Stefan Dorst.

Stefan, du hast schon 2004 begonnen, auf ökologischen Weinbau umzustellen. Was war der Grund dafür?

Stefan Dorst: Nur in einem gesunden Umfeld von Mensch und Natur entstehen gute Weine. Das beginnt beim kleinen Regenwurm im Weinbergboden, geht über die Mitarbeitenden in der Produktionskette und endet beim Weingeniesser, der all diese Anstrengungen honoriert. Grundsätzlich ist möglichst naturnahe Bewirtschaftung das Ziel meiner Weinherstellung. Biologischer Weinbau mit Elementen des biodynamischen Anbaus, wie wir ihn betreiben, bietet einerseits der Rebe sehr gute Wachstumsbedingungen und allen anderen Lebewesen und Pflanzen einen gesunden Lebensraum.

Das Biozertifikat gab es aber erst 2013. Weshalb hat es so lange gedauert?

In den 1990er-Jahren hatten die Bioweine noch ein mässiges Qualitätsimage und wenig Wertschätzung. Biologischer Anbau wurde eher als aktives Nichtstun mit verwilderten Weinbergen verstanden und weniger als reiche Biodiversität mit gesundem Lebensraum für Tier, Pflanze und Mensch. Im Laufe der Jahre verbesserte sich die Qualität von Bioweinen deutlich. Heute sind die meisten führenden internationalen Qualitätsweingüter biozertifiziert, bzw. praktizieren Bioanbau. Auch in der Schweiz war in den 2000er-Jahren die Nachfrage nach biozertifizierten Weinen noch eher gering, erst als der eine oder andere Händler danach fragte, haben wir die Bio-Zertifizierung durchgeführt. 

Zu einem Bio-Weingut, das diesen Namen verdient, gehören nicht nur der Verzicht auf Kunstdünger und chemische Spritzmittel, sondern es geht darum, mit einer intakten Biodiversität und ökologischen Ausgleichsflächen wieder einen ökologischen Kreislauf herzustellen, der möglichst ohne die erlaubten Spritzmittel aus Kupfer und Schwefel auskommt. Wie sieht das auf der Venta aus?

Bei Venta d´Aubert haben wir 80 ha Gesamtfläche, davon sind 18 ha mit Reben bepflanzt. Die restlichen Flächen sind Ausgleichsflächen wie Wälder, Büsche, extensiv bewirtschaftete Felder mit Oliven- und Mandelbäumen. Darin haben wir perfekte Lebensräume für alle möglichen Wildkräuter und Pflanzen wie Thymian, Wacholderbeere, Rosmarin, aber auch für Insekten und Kleinlebewesen. Darüber hinaus kompostieren wir jedes Jahr 200-300 Tonnen Mist von Bauern der Region, den wir nach einem Jahr Kompostierdauer als Dünger ausbringen. Sofern es die Niederschläge zulassen, säen wir Bodenbegrünungspflanzen wie Senf, Roggen, Leguminosen, Phacelia oder auch Blütenmischungen in die Rebgassen, sodass im Frühjahr viele Blüten Nahrung für Bienen und andere Insekten bieten. Je nach Witterungsbedingungen nutzen wir Kupfer- und Schwefellösungen in möglichst geringer Menge, um die Trauben vor Pilzkrankheiten zu schützen. Auch pflanzenstärkende Mittel wie Essenzen aus Brennnessel und Ackerschachtelhalm setzen wir ein, um die Widerstandsfähigkeit der Pflanze zu fördern. Ebenso verzichten wir auf Bewässerung, um die Natur nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Welche Massnahmen drängen sich noch auf, um komplett im Einklang mit der Natur Wein zu erzeugen?

Ich sehe bei uns in dieser Hinsicht wenig Verbesserungsbedarf, da wir schon viele Massnahmen seit vielen Jahren einsetzen. Wenn es die Niederschläge zuliessen, würden wir noch mehr abwechslungsreichere Begrünungen einsäen, doch aufgrund häufiger Trockenzeiten ohne Regen klappt das nicht immer wie gewünscht.

Welches sind die grössten Probleme, mit denen du auf der Venta d’Aubert in Sachen Ökologie zu kämpfen hast?

Das zeigte sich in Jahren wie 2020, in dem es im Frühjahr von April bis Juni mehr als 300 mm/m² geregnet hat und die Weinberge nicht immer befahrbar waren. Somit hatten wir grosse Ertragsausfälle durch Pilzkrankheiten. Aber das war ein Jahr von 24 Jahrgängen, die ich bisher auf Venta d´Aubert aktiv bin, also kein allzu grosses Problem.

Stellst du bei den Venta-Weinen einen Unterschied fest, seit sie biologisch erzeugt werden?

Ja, in der Tat sind unsere Weine seit der Umstellung auf Biobewirtschaftung saftiger und gehaltvoller. Sicherlich ging das auch mit dem Alter der Reben einher, die in jungen Jahren sehr fruchtbar waren und höhere Erträge brachten. Als in den 2000er-Jahren die Reben nach Bioumstellung knapp 20 Jahre alt waren, wurden sie ertragsärmer und die Traubenqualität auch aufgrund tieferer Wurzeln besser. Biologischer Anbau unterstützte diese Entwicklung.

Eine Chance im Bioweinbau stellen neue, robuste Sorten, sogenannte PIWI-Reben dar. Diese müssen nicht mehr oder nur noch minimal gespritzt werden. Was hälst du davon?

Es gibt sicherlich sehr spannende PIWI-Rebsorten, ich persönlich kenne sehr gut Cabernet Blanc, die sehr fruchtige, Sauvignon Blanc ähnliche Weine ergibt oder auch die rote Sorte Regent, die schon 2 bis 3 Jahrzehnte vereinzelt im Anbau ist. Es gibt etliche weitere neuere PIWI-Sorten, deren Namen, Eigenschaften und Geschmacksbilder beim Weinliebhaber eher noch unbekannt sind und noch Jahre und Jahrzehnte brauchen, um bekannt zu werden, bzw. um sich gegenüber den traditionellen Rebsorten zu bewähren. Sollten beim biologischen Anbau weitere Reduzierungen der Kupfer- und Schwefelausbringmengen beschlossen werden, könnten diese Rebsorten in Zukunft mehr Gewicht erlangen.

Interview Hans Wüst

Reisen in die Matarraña

2021 mussten alle Reisen in die Matarraña und zur Bodega Venta d’Aubert abgesagt werden – Corona lässt grüssen!

Im Jahr 2022 sind drei Reisen vorgesehen:

1. Reise «Frühlingsflora» vom 25. – 31.5.22 (24 angemeldete Personen, noch 4 Plätze frei).

2. Reise «Vorsommer» vom 15. – 21.6.22 (14 angemeldete Personen, noch 2 Plätze frei).

3. Reise «Herbst» vom 1. – 7.9.22 (14 angemeldete Personen, noch 2 Plätze frei).

Programme und ergänzende Reise-Informationen sind bei Jean-Claude Hänggi erhältlich. Tel. 079 342 07 90 oder jean-claude@hjth.ch.

Weinreise nach Twann ausgebucht

Die eintägige Weinreise vom 23. April 2022 nach Twann auf den Betrieb von Michaela und Martin Hubacher ist ausgebucht. Die Reise musste im vergangenen Frühling pandemiebedingt abgesagt werden. Alle Angemeldeten haben ihre Buchung aufrechterhalten, so dass neue Interessenten auf später vertröstet werden müssen.

Weinklub feiert Jubiläum

Am Samstag, 27. August 2022 feiert derWeinklub «Freunde der Venta d’Aubert» sein 10-Jahr-Jubiläum – pandemiebedingt mit einem Jahr Verspätung.  Wir haben das ganze Dörfli am Riffigweiher in Emmenbrücke reserviert. Pünktlich zum Festtermin wird der am Wine&Dine im Herbst 2021 vorgestellt Jubiläumswein «Gracias a la Vida» trinkfertig gereift zur Verfügung stehen, eine merlotbetonte Cuvée von hoher Qualität. Haltet den Termin frei – wir freuen uns auf eure Teilnahme!

Weinquiz: die Gewinner

Rund drei Dutzend Klubmitglieder haben am fünften Venta-Weinquiz (Weinbrief Nr. 30) mitgemacht und das richtige Lösungswort REISELUST eingeschickt. Aus den richtigen Einsendungen wurden folgende Gewinner einer Magnum Mattaraña Tinto gezogen: Zita Kneubühler, Sempach, Britta Bossel, Meggen, Eugen Kupper, Sempach. Im Anhang dieses Weinbriefs befindet sich ein neues Quiz. Lösung bis spätestens am 30. Dezember 2021 direkt an wettbewerb@freundeventadaubert.ch. Viel Spass beim Rätseln!

Neue Homepage

Alle aktuellen Informationen über unseren Weinklub findet ihr immer auf unserer neuen Homepage unter: https://www.freundeventadaubert.ch

November-Wine&Dine

Weine und Essen harmonierten einmal
mehr vorzüglich.

Während die Schweizer Fussballer am Montagabend des 15. Novembers Tor um Tor schossen und sich mit einem 4:0 gegen Bulgarien überraschend schnell für die Fussball-WM qualifizierten, liessen wir uns im «Kreuz» in Emmen noch etwas vom Mattaraña 2015 nachschenken. Ein vielversprechender Jahrgang, der zwar noch etwas verschlossen wirkt, seine volle Kraft aber nach und nach entfaltet, wenn er etwas länger im Glas verweilt. Und auch dieser Jahrgang zeigt: Unsere roten Klubweine brauchen Zeit, bis sie ihr volles Potenzial ausschöpfen! Der Tinto kann zwar getrost schon jetzt getrunken werden, macht aber mindestens so viel Freude, wenn er noch einige Zeit im Keller lagert. Und auch der Blanco 2020 überzeugte mit seiner Frische und Kraft.

Fussball war aber natürlich nicht der Schwerpunkt im Referat von Weinjournalist Hans Wüst. Vielmehr war es der biologische Weinanbau. Und dass es auch hier (wie im Fussball) grosse, qualitative Unterschiede gibt, konnte Hans schnell aufzeigen. Während das europäische Bio-Label nur wenige Vorgaben macht, sind andere Labels wie etwa die Delinat-Bio-Garantie, Demeter oder auch die Bio-Swiss-Knospe ungleich strenger. Wichtig ist etwa, dass biologischer Weinbau auf einen geschlossenen ökologischen Kreislauf mit einer grossen Biodiversität in und um den Weinberg abzielt. Diesbezüglich stellen nur wenig Labels konkrete Anforderungen.

Stefan Dorst erklärte anschliessend, welche Anstrengungen auf der Venta d’Aubert unternommen werden, um der Produktion von Bio-Weinen mehr als gerecht zu werden. Schon allein die Tatsache, dass auf der Venta von den rund 80 Hektaren nur gerade 18 Hektaren mit Wein bestockt sind und der Rest als ökologische Ausgleichsfläche genutzt wird, macht die biologische Produktion auf der Venta besonders wertvoll!

Benno Gut

PS: Der Montag war übrigens der einzige von drei Abenden, an dem das Wine&Dine nicht ausgebucht war. Ob es daran lag, dass sich in unseren Reihen doch mehr Fussballfans befinden als gedacht?

Unterwegs durch die Matarraña

Bruno und Karin Hermann-Blättler mit Philippe Crélot (Mitte), der für Verkauf und Führungen auf der Venta d’Aubert zuständig ist.

Die Klubmitglieder Bruno und Karin Hermann-Blättler aus Luzern waren im Oktober 2021 auf eigene Faust in der Matarraña unterwegs. Sie haben über ihre Eindrücke einen Bericht geschrieben, den wir hier gerne publizieren. Wer weiss, vielleicht werden damit ja persönliche Reise-Gelüste geweckt! 

Den Mattaraña, einer unserer liebsten Weine, geniessen wir seit Jahren und haben von seiner Herkunft, dem Matarraña, immer wieder durch Erwins Reiseberichte gehört und Bilder gesehen, aber wirklich vor Ort waren wir noch nie, bis jetzt endlich, in den letzten Herbstferien.

Es ist morgen früh und noch dunkel, als unsere Fähre am Hafen von Barcelona anlegt. Bei leicht nebliger Wetterstimmung betreten wir die noch schlafende Stadt. In der Nähe erhalten wir, nach einem feinen Café solo, ein Mietauto und kurven durch diese grossartige, nun langsam erwachende Stadt, bevor es uns Richtung Süden zieht. Die Küste in Sichtweite passieren wir das Penedès, mit den weitläufigen Rebbergen und der wunderbaren Stadt Vilafranca del Penedès mit ihren weltbekannten Turmbauern, den Castellers. Südlich von Tarragona biegen wir definitiv ins Landesinnere ab. Es wird hügelig und wir tauchen in eine neue Landschaft ein, das Gebiet des Montsant. In der Ferne erahnen wir das Priorat und huldigen gedanklich auch etwas diesen herrlichen Weinen. Nahezu alleine fahren wir durch die schon fast bergige Landschaft. Pinienwälder ohne Ende, richtig grosse Bäume, begleiten uns, weit unten schlängelt sich der Ebro, immer wieder gesäumt durch unzählige terrassierte Flächen voller Olivenbäume. Intensive Farben, eine leicht würzige, reine Luft und eine völlig ungewohnte Stille und Einsamkeit ziehen uns in den Bann. Wir kommen kaum aus dem Staunen heraus und auch nur langsam vorwärts, da wir ständig anhalten, um diese Natur zu geniessen. Ab und an zeigen sich alte Steindörfer, immer zuoberst auf den Hügelkuppen, eng gedrängt und deutlich von der Landschaft abgesetzt. Ansonsten keine Gebäude. Als Architekt schlägt mein Herz natürlich höher – keine Zersiedelung, keine Hüslihänge, keine Agglomerationen. Pure Natur versus dichte Kultur.

Die erste Nacht verbringen wir in einem ehemaligen Convent in La Fresneda, mitten in einem grossartigen, nahezu intakten Altstädtchen. Eine der 18 Ortschaften des Matarraña. Auf der westlichen Seite öffnet sich schon die flache Ebene gegen Zaragoza und, zurückblickend, die herrlichen grünen Hügel der Region Terra Alta.

Weitere Nächte verbringen wir im Hauptort, Valderrobres, ebenfalls eines aus der Zeit gefallenes, dichtes Städtchen, unmittelbar am Fluss Matarraña gelegen. Tagsüber bewegen wir uns im Gewusel von spanischen Reisenden als nahezu einzige Nordländer und fühlen uns pudelwohl. Abends wird es zappenduster und die Stadt scheint wie ausgestorben. Bestens genährt durch herrliche Gerichte und meist natürlich den unübertrefflichen Venta d’Aubert Weinen (son los mejores, wird uns bei der Bestellung immer wieder bestätigt), sinken wir voll toller Eindrücke ins Reich der Träume. Eine Velotour auf dem VIA- VERDE-Bahntrasse führt uns durch verschiedenste Landschaften bis weit hinunter an den Ebro nach Xerta. Orangenhaine, Mandelplantagen, Schluchten und unendlich viele, teils uralte Olivenbäume gestalten diese Fahrt weitläufig, aber auch wunderbar abwechslungsreich. Wir vergessen die Zeit in dieser etwas einsamen Gegend im Grenzbereich von Aragón und Catalunya.

Aber halt, da ist ja noch unser Termin bei der Venta und damit der eigentliche Anlass, diese Gegend zu besuchen. Die Kellerei ist gut zu finden. Kurz nach Valderrobres mit Sicht auf das Hügelstädtchen Horta de Sant Joan liegt das Weingebiet, direkt an der gefühlt unbefahrenen Strasse, inmitten von Reben. Philippe empfängt uns in der Boutique Bodega und hat bereits Weine und Gläser aufgetischt. Hier treffen wir auch auf unsere ersten nichtspanischen Touristen, vier Reisende aus Deutschland, welche sich ebenfalls für die Weine der Venta interessieren und extra von Pamplona angereist sind. Philippe aus Belgien, welcher seit Langem in Horta de Sant Joan lebt, führt uns mit viel Fachwissen und Enthusiasmus durch alle Räumlichkeiten der Kellerei und erklärt uns den ganzen Prozess von der Beere, respektive der Traube bis zum Wein in der Flasche. Die letzte Traubencharge, der Garnacha Tinta 21 wurde gerade erst vor zwei Tagen gelesen und liegt nun frisch gepresst in österreichischer Eiche, dem Fass 4. Die anschliessende Verkostung ist, gespickt mit Anekdoten, anregend und eine wahre Sinnesfreude.

Die herausragenden Konditionen dieses spanischen Bodens und der Landschaft, gepaart mit dem schweizerischen Anspruch an Perfektion in der Bewirtschaftung und einem sorgfältigen und nachhaltigen Umgang führen zu diesen tollen Weinen. Das ist richtig grosses Kino, wir sind begeistert von der Venta und freuen uns, im Club, einen Teil dieses Projektes zu sein.

Für weitere Informationen, Reise-Tipps oder Besuchsanmeldung auf Venta d’Aubert wende man sich an Erwin Kunz, Mobil 079 435 59 94 oder kunzerwin@bluewin.ch

Herzliche Grüsse

Freunde der Venta d’Aubert
im Namen des Weinklub-Teams

Hans Wüst

Sempach, im Dezember 2021

Beilage: Weinquiz